Bücher

Donnerstagabend, 19:15 Uhr:
„Such Dir einen Platz im Raum und schreib eine Geschichte aus dieser Perspektive. Du hast zwanzig Minuten Zeit.“
So oder ähnlich begann jede Einheit des Kurses „Kreatives Schreiben“. Und forderte die Phantasie der Teilnehmer immer wieder aufs Neue: eine Geschichte voller Geräusche schreiben, eine unbekannte Person beobachten und eine Szene aus ihrem Leben erfinden, den Raum zwischen einem vorgegebenen ersten und letzten Satz füllen, …
Und obwohl jeder dieser Texte für sich oft noch fragmentarisch blieb, formte das Nebeneinander der vielfältigen Ideen ein überraschend stimmungs- und spannungsvolles Bild.
Davon inspiriert haben die fünf Autoren weitergeschrieben, gefeilt, sortiert und ihre schönsten Texte für diese Anthologie zusammengestellt.
Meine erste Veröffentlichung von Kurzgeschichten, gemeinsam mit anderen Autoren.
Erschienen 2017

Mit spielerischer Leichtigkeit balancierte Peter auf dem Geländer der Moorbrücke. Er liebte diesen Ort. Die Brücke aus morschem Holz durchzog, schwimmend auf kleinen Pontons, das Moor. Leichter Nebel stieg leise aus dem Moor empor. Zwischen den Pflanzen, die im Moor gediehen, blubberte es, und das schwarze Moor erzeugte bei Peter einen Schauer von Faszination und Furcht.
Natürlich hatte Mutti verboten im Moor zu spielen, aber Peter war ein abenteuerlustiger Junge, den es immer wieder an diesen Ort zog.
Peter versuchte auf einem Bein stehend eine Drehung und da geschah es… Er verlor sein Gleichgewicht und stürzte ins Moor. Seine Versuche, durch Treten der Beine und dann mit Schwimmbewegungen dem Moor zu entkommen, schlugen kläglich Fehl.
Unerbittlich, schmatzend und gurgelnd saugte das Moor an Peters Körper, zog ihn immer mehr in sich hinein. Als nur noch sein Kopf aus dem Moor schaute realisierte er, den Kampf gegen das Moor verloren zu haben. Er war nun ganz still. Tränen flossen seine roten Wangen herunter, und er schluchzte: „Hätte ich doch nur auf Mutti gehört. Sie hat mir verboten im Moor zu spielen und dennoch habe ich es getan. Morgen ist doch mein zehnter Geburtstag und jetzt ist alles aus!“
„Ich will nicht sterben!“, schrie Peter verzweifelt, aber niemand schien ihn zu hören. Die dunkle Brühe schwappte bereits bis unter sein Kinn.
Tiefe Traurigkeit durchströmte das kleine Herz, und er schloss mit seinem jungen Leben ab.
Kein Laut war mehr zu hören bis auf, -ja-, bis auf ein leises Sirren und Schwirren. Eine wunderschöne Libelle umkreiste Peters Kopf. Die Flügel glitzerten in der Nachmittagssonne. Sie landete auf einem Blatt gegenüber Peters Kopf auf Augenhöhe.
Und dann begann die Verwandlung. Peter traute seinen Augen kaum und dachte, der nahe Tod würde bereits all seine Sinne verwirren. Aber unverkennbar richtete sich die Libelle auf, wurde größer und größer und formte sich zu einer wunderschönen Frau mit schwingenden Flügeln auf dem Rücken, einem faszinierenden Gesicht und Augen, in denen Peter sich verlieren konnte. Obwohl sie jetzt größer als Peter geworden war, stand sie scheinbar leicht immer noch auf dem Blatt, auf dem sie als Libelle gelandet war.
“Mach‘ den Mund zu, Peter, sonst erstickst du am Moor, bevor du ganz versunken bist”, sagte sie zu Peter und lächelte ihn an. “Aber, aber, wer oder was bist Du?”, stotterte Peter und nahm unfreiwillig einen Schluck Moor zu sich.
“Ich bin die Fee Libelle, und meinst Du nicht, es wäre klüger, Dich erstmal aus Deiner aussichtslosen Lage zu befreien? Es ist nicht Deine Bestimmung; jetzt und an diesem Ort zu sterben!” sprach die Fee. In ihrer Hand hielt sie ein Smartphone.
“Wo ist denn Dein Zauberstab?” fragte Peter und sank dabei noch ein Stückchen tiefer ins Moor.
„Mein kleiner Peter, Zauberstäbe sind von gestern, die waren mal im Mittelalter in. Heutzutage gibt es Zauberapps. Und nun sei still, ich muss arbeiten.”
Sie tippte auf ihr Smartphone und sagte: “Zappi Wachstumzauber.” Plötzlich wurde die Stille von einem Knistern und Knarren gebrochen. Die Pflanzen um Peter herum kamen in Bewegung, und Peter spürte unter seinen Füßen einen Druck. Unaufhaltsam wurde er nach oben gedrückt. Von den Seiten umschlangen Äste seinen schmalen Körper, und Äste rings um ihn herum rankten sich aus dem Moor. Ein Baum wuchs in Windeseile heran und seine Äste setzten Peter auf dem Steg der Moorbrücke ab, bewegten sich zurück und es rankte sich ein Baum aus dem Moor, als sei er immer schon dort gewesen.
Warum muss sich die Fee vor dem magischen Rat rechtfertigen?
Welches Urteil wird gesprochen?
Warum verhält sich Peters Mutter so komisch, gibt es eine Familiengeheimnis?
Welche Abenteuer wird Peter mit der Fee erleben?
Dieses Kinderbuch, als erster Teil einer Chronologie, erscheint Ende des Jahres.

Konnte das sein? Hatten sich die Wurzeln des Baumes tatsächlich bewegt? Und, welches flüstern war das? Verduzt hielt Peter mit seinem Fahrrad an, als er an seinem Lieblingsbaum vorbei kam. Eine unheimliche Stille erfüllte den Raum um Ihm herum. Ganz leise hörte Peter ein verzweifeltes rufen:“Hilfe, ich stecke fest“. Peter traute seinen Augen kaum. Zwischen den Wurzeln lugte ein Troll hervor………
Ein weiteres Kinderbuch ist für das nächste Jahr geplant.
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